• Minuten Lesezeit
  • Mai 19, 2021

    Listen to this article

    Lebensmittelangaben richtig zu verstehen, kann knifflig sein.

    Da Verbraucher:innen gesundheitsbewusster geworden sind, versuchen einige Lebensmittelhersteller mit irreführenden Tricks die Menschen zum Kauf ihrer stark verarbeiteten, ungesunden Produkte zu bewegen. 

    Die Vorschriften zur Lebensmittelkennzeichnung halten viele Schlupflöcher bereit und ermöglichen es der Industrie, negative Eigenschaften und bedenkliche Zutaten zu verschleiern, zu verstecken und darüber hinaus noch als gesund darzustellen. 

    Kennzeichnungspflichten sind meist relativ einfach zu umgehen oder anders gesagt zu eigenen Gunsten praktisch modellierbar. Letztlich schützen sie die Industrie, nicht die Verbraucher:innen.

    Dieser Artikel erklärt, wie du Lebensmitteletiketten und -zutatenlisten richtig verstehst und die Tricksereien der Industrie durchschaust, um zwischen falsch gekennzeichneten, gesund getarnten Junkfood und wirklich gesunden Lebensmitteln zu unterscheiden.

    lebensmittel-zutatenliste-supermarkt

    Nicht von den Werbeaussagen auf der Vorderseite täuschen lassen

    Der wahrscheinlich beste Tipp ist es, die Angaben auf der Vorderseite der Verpackung komplett zu ignorieren. Denn Frontetiketten versuchen dich mit übertriebenen gesundheitsbezogenen Angaben zum Kauf zu verleiten.

    Tatsächlich, so zeigen auch Untersuchungen, führen Gesundheitsversprechen auf der Vorderseite einer Produktverpackung dazu, dass Konsument:innen glauben dieses Produkt sei gesünder als ein identisches Produkt (ohne Werbung zum Gesundheitswert) und beeinflussen damit die Kaufentscheidung.

    Nicht selten sind die Gesundheitsversprechen irreführend, überzogen und in einigen Fällen sogar völlig falsch.

    Hol' dir dein Kostenloses eBook

    Trag' dich für meinen Newsletter ein und bekomme Der Fettarm-ist-gesund Mythos geschenkt.

    Häufig getrickst

    Die Verbraucherzentrale berichtet, es werde noch immer häufig getrickst.

    In einem Marktcheck 2014 wurden die Aussagen von 46 Produkten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.

    40 % von 46 untersuchten Lebensmitteln wiesen sogar Gesundheitsversprechen (Health Claims) auf, die nach Vorgaben der EU-Kommission nicht zulässig sind. Darunter fanden sich auch Lebensmittel für Kinder wie beispielsweise Frühstückscerealien.

    Hier ist Skepsis angebracht. Auch wenn das Etikett ein gesundes, vollkornhaltiges Frühstück suggeriert, ist der Inhalt vor allem extrem zuckerhaltig und alles andere als gesund.

    An diesem Beispiel wird ansatzweise deutlich, wie weit die Täuschung geht und dass die Zulässigkeitsgrenzen auch oft überschritten werden.

    Verbraucher:innen haben fast keine Chance die Tricksereien der Lebensmittelindustrie zu erkennen. Das macht es umso schwerer, sich für gesunde Optionen zu entscheiden, ohne die Zutatenliste genau zu prüfen und außerdem gewisse zusätzliche Kenntnisse zu haben.

    Frontetiketten dienen dazu, Menschen zum Kauf von Produkten zu verleiten. Einige dieser Claims oder versprochenen Effekte sind jedoch höchst irreführend, übertrieben oder falsch.

    Die Zutatenliste studieren

    Die Inhaltsstoffe eines Produktes werden nach Menge aufgelistet — von der höchsten zur niedrigsten Menge. Das bedeutet, dass von der ersten Zutat am meisten enthalten ist. 

    Sind die erstgenannten Zutaten raffiniertes Getreide, eine Art von Zucker oder gehärtete/teilgehärtete Fette, ist klar, dass das Produkt extrem ungesund ist. 

    Stehen zuerst Vollwertkost oder natürliche Zutaten, ist das ein gutes Zeichen und spricht für das Nahrungsmittel. 

    Eine Zutatenliste, die länger als zwei Zeilen ist oder eine Liste mit mehr als fünf Zutaten, deutet auf ein stark verarbeitetes Produkt hin.

    Zutaten werden nach Menge aufgelistet, vom höchsten zum niedrigsten Wert. Vorsicht bei Lebensmitteln mit langen Zutatenlisten.

    Auf die Portionsgrößen achten

    Nährwertkennzeichnungen geben an, wie viele Kalorien und Nährstoffe in einer Standardmenge (empfohlene Einzelportion) enthalten sind.

    Diese Portionsgrößen sind jedoch häufig viel kleiner als das, was eine Person üblicherweise allein zu sich nimmt.

    Eine Portion kann zum Beispiel eine halbe Dose Limonade, ein Viertel eines Kekses, ein halber Schokoriegel oder ein einzelner Keks sein.

    Auf diese Weise versuchen die Hersteller, den Konsument:innen vorzugaukeln, dass das Lebensmittel weniger Kalorien und weniger Zucker enthält, da die Angaben pro Miniportion natürlich kleiner ausfallen.

    Viele sind sich dieses Portionsgrößenschemas nicht bewusst und nehmen an, dass der gesamte Behälter bzw. die Gesamtmenge eine einzige Portion ist, obwohl das Produkt tatsächlich aus zwei, drei oder mehr Einzelportionen bestehen kann.

    Wenn man sich die Nährwerte ansieht und wissen will, wie viel Zucker zum Beispiel im Fertigjoghurt enthalten ist, muss man die angegebenen Werte mit der Gesamtmenge multiplizieren.

    Danach wird schnell deutlich, dass zum Beispiel ein Kindermüsliriegel ohne Zuckerzusatz mit 37 Gramm Zucker pro 100 Gramm in Wahrheit eine Zuckerbombe ist. Auch wenn auf dem Etikett »ohne Zuckerzusatz« steht.

    Die auf den Verpackungen angegebenen Portionsgrößen können irreführend und unrealistisch sein. Hersteller geben oft eine viel kleinere Menge an, als die meisten Menschen auf einmal verzehren oder einer normalen Portion entsprechen würde.

    Die irreführendsten Angaben

    Gesundheitsbotschaften auf verpackten Lebensmitteln sollen deine Aufmerksamkeit erregen und dir vortäuschen, dass das Produkt gesund ist.

    Hier sind einige solcher Angaben und was sie wirklich bedeuten.

    Mockup vector created by rawpixel.com - www.freepik.com

    Light

    Light-Produkte werden hergestellt, um entweder Kalorien oder Fett zu reduzieren. Manche Produkte sind einfach verwässert.

    Prüfe genau, ob stattdessen etwas hinzugefügt wurde, meistens ist das Zucker.

    Mehrkorn

    Das klingt sehr gesund, bedeutet aber nur, dass ein Produkt mehr als eine Getreidesorte enthält. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um raffinierte Körner. 

    Natürlich

    Natürlich bedeutet nicht unbedingt, dass das Produkt etwas Natürliches ist. Es sagt lediglich, dass der Hersteller zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einer natürlichen Quelle wie beispielsweise Äpfeln gearbeitet hat.

    Bio

    Diese Kennzeichnung sagt nicht direkt aus, ob ein Produkt gesund ist. Zum Beispiel ist Bio-Zucker immer noch Zucker. Manchmal ist Bio auch einfach nur ein Teil des Produktnamens, hat mit biologischer Herstellung aber nicht zwangsläufig zu tun. Hier bitte genau hinsehen.

    Echte Bioprodukte kannst du an bestimmten Siegeln erkennen.

    Ohne Zuckerzusatz

    Einige Produkte enthalten von Natur aus viel Zucker. Die Tatsache, dass sie keinen Zuckerzusatz haben, bedeutet nicht, dass sie keine Süßungsmittel enthalten oder gesund sind. Es könnten auch Zuckerersatzstoffe zugesetzt worden sein. Die Kennzeichnung ist dennoch erlaubt.

    Ohne Zuckerzusatz bedeutet ebenso nicht, dass generell wenig oder kein Zucker enthalten ist. Das Produkt kann auch mit dem Claim ohne Zuckerzusatz eine Zuckerbombe sein.

    Kalorienarm

    Kalorienarme Produkte müssen ein Drittel weniger Kalorien haben als das Originalprodukt oder die nicht kalorienreduzierte Version der Marke bzw. des Herstellers.

    Die kalorienarme Variante kann dennoch sehr viel Kalorien enthalten. So lange einfach weniger Kalorien als in der Vergleichsversion enthalten sind, darf ein Produkt als kalorienarm bezeichnet werden.

    Ob sich hinter kalorienarm nun wirklich sehr viele Kalorien oder doch weniger Kalorien verstecken, legt letztlich der Hersteller selbst fest — nicht die Realität.

    Fettarm

    Die Kennzeichnung fettarm bedeutet in der Regel, dass der Fettgehalt auf Kosten von mehr Zucker reduziert wurde. Hier bitte sehr vorsichtig sein und genau in die Zutatenliste sehen.

    Fettarme Industrieprodukte sind Zusatzstoff-beladene Kohlenhydratbomben. Wo fettarm drauf steht, ist extrem ungesund drin!

    Kohlenhydratarm

    Eine kohlenhydratarme Ernährung kann die Gesundheit deutlich verbessern. Dennoch handelt es sich bei Produkten, die als kohlenhydratarm gekennzeichnet sind, in der Regel immer noch um industriell stark verarbeitete Lebensmittel.

    Kohlenhydratreduzierte, industrielle Produkte sind nicht zu empfehlen, ganz im Gegensatz zu einer natürlichen, kohlenhydratarmen Ernährungsweise.

    Mit Vollkorn hergestellt

    Mit Vollkorn hergestellt bedeutet nicht, dass es sich um ein Vollkorn-Erzeugnis handelt. Das Produkt enthält möglicherweise nur sehr wenig Vollkorngetreide.

    Steht Vollkorn in der Zutatenliste nicht an den ersten drei Stellen, ist der Anteil vernachlässigbar und das Produkt eine Mogelpackung.

    Angereichert mit

    Angereichert mit heißt, dass dem Produkt einige Nährstoffe zugesetzt wurden. Doch nur weil etwas zugesetzt wurde, ist es noch lange nicht gesund.

    Oft werden zum Beispiel Vitamine in synthetischer Form zugesetzt. Von Produkten, die mit synthetischen Vitalstoffen angereichert sind, rate ich unbedingt ab.

    Glutenfrei

    Glutenfrei ist nicht gleichbedeutend mit gesund. Das Produkt enthält einfach kein glutenhaltiges Getreide, kann aber dennoch stark verarbeitet und mit ungesunden Fetten und Zucker versetzt sein.

    Mit der natürlichen Süße aus Früchten

    Dahinter versteckt sich isolierte Fruktose in Form von High Fructose Corn Syrup, auch Fruktose-Glukose-Sirup oder Maissirup genannt.

    So hört sich isolierte Fruktose ungefährlich und natürlich an, was letztlich Irreführung ist. Denn unbedenklich ist Fruktose auf gar keinen Fall. Sie belastet die Leber und führt zur Fettbildung im Bauchraum und an den Organen. 

    Mit Fruchtgeschmack

    Viele verarbeitete Lebensmittel haben einen Namen, der sich auf einen natürlichen Geschmack bezieht, wie zum Beispiel Erdbeerjoghurt.

    Da liegt die Annahme nahe, dass vielleicht Erdbeeren im Erdbeerjoghurt enthalten sein könnten. Höchstwahrscheinlich sind jedoch gar keine Früchte enthalten, sondern nur Zusätze und Aromen, die den Geschmack von echten Früchten vortäuschen. Das nämlich steht wirklich hinter der Angabe von Fruchtgeschmack.

    Fazit

    Weit mehr als die Hälfte aller Gesundheitsversprechen oder Werbeclaims auf industriellen Lebensmitteln sind irreführend, übertrieben oder vollständig unwahr.


    Nur weil ein Etikett bestimmte Behauptungen aufstellt und einen besonderen gesundheitlichen Nutzen verspricht, ist das noch lange keine Garantie für ein gutes Lebensmittel. 


    Der beste Weg, sich nicht von Produktetiketten in die Irre führen zu lassen, ist es, verarbeitete Lebensmittel ganz zu meiden. Schließlich braucht vollwertige Nahrung keine Zutatenliste.


    Entscheidest du dich aber mal für den Kauf von verpackten Lebensmitteln, helfen dir die Tipps aus diesem Artikel dabei den Müll von den höherwertigen Produkten zu trennen.

    Für deine Gesundheit 🍀🥥🥒❤️

    Kate

    Quellen

    Campos, S., Doxey, J., & Hammond, D. (2011). Nutrition labels on pre-packaged foods: a systematic review. Public Health Nutrition14(8), 1496–1506.

    Hawley, K. L., Roberto, C. A., Bragg, M. A., Liu, P. J., Schwartz, M. B., & Brownell, K. D. (2013). The science on front-of-package food labels. Public Health Nutrition16(3), 430–439.

    Helfer, P., & Shultz, T. R. (2014). The effects of nutrition labeling on consumer food choice: a psychological experiment and computational model. Annals of the New York Academy of Sciences1331, 174–185.

    Hughes, C., Wellard, L., Lin, J., Suen, K. L., & Chapman, K. (2013). Regulating health claims on food labels using nutrient profiling: what will the proposed standard mean in the Australian supermarket? Public Health Nutrition16(12), 2154–2161.

    Abgerufen 28. August 2021, von Vzbv.de website: https://www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/Lebensmittel-mit-Gesundheitsversprechungen-Bericht-Kurzfassung-Verbraucherzentralen-Dezember-2014.pdf

    Related posts

    NO MORE

    FAKE FOOD

    Wie eng Klima- und Gesundheitskrise zusammenhängen und warum Ernährung der wesentliche Schlüssel zu jeder erfolgreichen Heilung ist.

    Jetzt mein neues Buch bestellen!

    gesundheit und klima retten

    Kostenloses eBook.

    DER FETTARM-IST-GESUND MYTHOS 

    Leave a Reply

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit markiert.

    {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

    Disclaimer

    Ich verlinke in meinen Artikeln oft Produkte und Dienstleistungen. Einige dieser Links können Partner-Links (Affiliate-Links) sein. Wenn du über diese Links, zum Beispiel bei Amazon, etwas kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Dir entstehen durch einen Kauf über einen Affiliate-Link weder Nachteile noch irgendwelche Kosten. Du zahlst den gleichen Preis wie ohne Klick auf den Link. Für mich ist diese kleine Provision jedoch sehr wertvoll, denn sie ermöglicht mir kately am Leben zu halten und mehr Zeit für qualitative und hilfreiche Artikel zu investieren. Auf diese Weise unterstützt du meine Arbeit. Vielen Dank,  ich weiß das sehr zu schätzen! —Natürlich empfehle ich nur Produkte, von denen ich glaube, dass sie dir helfen werden, denn dein Vertrauen ist mir sehr wichtig!

    ebook no-more-fake-food

    Mit einem Ernährungswandel gegen den Klimawandel


    So retten wir unsere Gesundheit und den Planeten.